Die Gemeinde Scheidelwitz Kreis Brieg liegt nordlich der Kreisstadt und hatte 1939 686 Einwohner. Diese wurden im August 1946 hauptsächlich in zwei Transporten vertrieben, einer kam in Löbau an, von dort wurden sie verstreut angesiedelt, allerdings mit einem Schwerpunkt auf Neugersdorf, der andere kam nach Siegen. Vor dort wurden die meisten Scheidelwitzer in Bad Berleburg und Umgebung angesiedelt. Durch die räumliche Nähe blieb eine enge Verbindung bestehen, die Vereinigung der Scheidelwitzer, gründete sich, war allerdings immer eine lose Verbindung. Seit 1957 fanden Scheidelwitzer Treffen in Bad Berleburg statt, finanziell erheblich gefördert durch Max Derr. Die Stadt Bad Berleburg übernahm 1958 die Patenschaft für die Scheidelwitzer und im Wittgensteiner Heimathaus wurde eine Scheidelwitzer Heimatstube eröffnet. Berichte der Gemeinde erschienen monatlich in der „Neuen Brieger Zeitung“.
Der Kaufmann Will Raabe, letzter Standesbeamter von Scheidelwitz, legte parallel zur Kartei der Betreuungsstelle Brieg in Goslar eine eigene Kartei der Dorfbewohner an. Auf 233 Karten sammelte er die Angaben zu ihnen und ihren Familien, beständig erfolgten Ergänzungen.
Die Heimattreffen finden seit 2000 nicht mehr statt und die Heimatstube wurde 2001 aufgelöst, die Gegenstände gingen an die Eigentümer wieder zurück. Geblieben ist die Kartei, die von Willi Raabes Tochter Bettina Wolzenburg bis in die Gegenwart weitergeführt wird. Diese Kartei konnte bei einem Besuch im Juni 2024 in Bad Laasphe-Rückershausen kopiert werden und wird durch eine Sammlung von 124 Todesanzeigen ergänzt. Es handelt sich um 233 Karteikarten, davon drei doppelt. Insgesamt sind 882 Personen erwähnt. Meist werden auf den Karten die Eltern mit ihren Kindern genannt, manchmal auch Ehepartner der Kinder. Vorgesehen sind neben den Lebensdaten Angaben zum Beruf und zu den Wohnorten. Nicht immer werden sie alle aufgezählt. Für die Darstellung wurden alle gemeinfreien Angaben erfasst und sind durchsuchbar.
Berlin, im Januar 2025. Andreas Rösler
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