Zu südpreußischer Zeit organisierte sich in Łęczyca (dt. Lentschütz) eine evangelische Gemeinde mit einem Pfarrer namens Töpfer. Nach Aufhebung der preußischen Herrschaft löste sich die Parochie auf. Im Jahr 1811 etablierte sich die Siedlung Karolinów bei Lentschütz. 1821 machten sich evangelische Tuchmacher in geringer Zahl in der Stadt ansässig. 1841 bildete sich in Lentschütz ein Filial mit einem gemieteten Betsaal. Unter den 17 der Filialgemeinde angeschlossenen Dörfern befand sich auch die Kolonie Schwabelbach (poln. Mikołajew).
Lentschütz administrierte der Pfarrer von Ozorkow, der hier 1847 eine evangelische Elementarschule eröffnete. Adolf Schlabitz, Fabrikant in Lentschütz und Filialangehöriger, erreichte bei den russischen Militärbehörden, daß sie einen Platz zum evangelischen Kirchbau schenkten. Schlabitz kaufte die kleine hölzerne Kirche von Groß Brużyca bei Alexandrow und verwendete das Holzmaterial zur Errichtung des Lentschützer Gotteshauses. Die neuaufgebaute Kirche, 30 Ellen lang und 17 breit, hatte einen kleinen Turm mit zwei Glocken. Das Altarbild stiftete Fabrikdirektor Karl Wilhelm Scheibler, Ozorkow, die Altarbibel die Alexandrower Gemeinde. Die Orgel bezog man von der Firma Drachenberg, Gombin. Die Einweihung der Kirche vollzog am 22. Juni 1853 Gen.-Sup. Ludwig aus Warschau im Beisein des Administrators Eduard Stiller aus Ozorkow. Letzter verfaßte anläßlich der Kirchweihe ein „Festbüchlein“ (Warschau 1853, Missions-Buchdruckerei). Aus gleicher Veranlassung schenkte dem Lentschützer Filial Pastor Hermes, Konstantynow, ein Exemplar der berühmten und seltenen polnischen Radziwill-Bibel aus dem Jahre 1563.
Bis November 1936 war Lentschütz mit seiner Muttergemeinde Ozorkow kirchlich-administrativ verbunden. Im Jahr 1935 ernannte das Konsistorium Pastor Adolf Zeretzke zum Vikar in Ozorkow mit dem Sitz in Lentschütz. 1936 wurde das Filial selbständig, dem man aus der Gemeinde Dombie noch die beiden Kantorate Wygorzele und Ksawerow zuteilte. Diese Maßnahme rief in den Kantoraten eine große Unzufriedenheit hervor, so daß sich in Wygorzele spontan eine freikirchlich-lutherische Gemeinde organisierte. Am 19. September 1937 fand in Lentschütz die Orgelweihe statt.
Zur Gemeinde gehörte 1 Kirchen und 1 Pfarrhaus sowie ein Haus für den Totengräber auf dem Friedhof. Im Jahr 1939 gehörten der Gemeinde 1.500 Seelen an.
Im Jahr 1929 gab es 11 Taufen, 8 Konfirmanden, 6 Trauungen und 14 Todesfälle, sowie 272 Kommunikanten.
Quellen:
Kneifel, Eduard: Geschichte der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Niedermarschacht über Winsen an der Luhe 1962
Kneifel, Eduard: Die Pastoren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Eging, Niederbayern 1970
Kneifel, Eduard: Die evangelisch-augsburgischen Gemeinden in Polen 1555-1939, Vierkirchen über München 1971
