Im Norden des Kirchspiels, und zwar die Ortschaften Poździenice, Pawłowa, Korablew und Janów-Grabiecki, waren bis 1849 in die reformierte Gemeinde zu Zelow eingepfarrt. Nach Auflösung des Generalkonsistoriums hat man diese lutherischen Kantorate an die Parochie Bełchatow angeschlossen, wodurch ihre Seelenzahl um 800 gestiegen war. Im Jahr 1857 wurden die vorhin erwähnten Ortschaften zum Filial Poździenice zusammengefaßt. Der Bełchatower Pastor hielt hier dreizehnmal im Jahr Gottesdienst. Um 1867 zählten die Kantoratsschulen in Poździenice (mit drei Morgen Land dotiert), Pawłowa, Korablew und Janów-Grabiecki, an denen 4 Lehrer unterrichteten, im ganzen 183 Kinder. Aus der Lebensbewegung des Filials werden ohne Angabe der Jahreszahl angeführt: 69 Geburten (1 uneheliches Kind), 57 Konfirmanden, 16 Trauungen, 43 Verstorbene und 809 Kommunikanten. Hieraus lässt sich schließen, daß das Filial um 1867 (nach dem Erscheinen der Veröffentlichung von E. H. Busch) einen Bestand von etwa 2.500 Seelen hatte. Der sank später fast um ein Drittel und bewegte sich ohne größere Veränderungen auf diesem Niveau. Der Administrator des Filials erhielt 45 Rubel Gehalt von den Gemeindegliedern und 30 Rubel von der Krone. Seine Stolgebühren u. a. betrugen etwa 75 Rubel.
Im Jahr 1912 wanderte der größte Teil des Kantorats Korablew in die Provinz Posen aus, wodurch es sehr geschwächt wurde. 1936 war hier Kantor der Wirt August Klingbeil; in Pawłowa ein gewisser Oskar Krüger, weil „der Lehrer dieses Amt (als Kantor) nicht annehmen wollte“. In Poździenice versah das Amt des Filialkantors seit Jahren Lehrer Hermann Kurzmanowski. Nach 1934 wurden die Schulen in Poździenice und Pawlowa polonisiert. In Zelow, das im Bereich des Filials lag und sich immer mehr zu einem kirchlichen Mittelpunkt entwickelte, wurde die evang.-luth. Gustav-Adolf-Kirche erbaut — Grundsteinlegung am 27. September 1931 — und vom Gen.-Sup. Bursche am 17. Mai 1936 eingeweiht. Die Baukosten betrugen 35.000 Zł. „Arme Weber zahlten wöchentlich einen Zł. für den Bau. In zwei Jahren haben 80 Weberfamilien 24.000 Zł. aufgebracht, und der Rest von 11.000 Zł. wurde außerhalb gesammelt.“ Allein Ritter, der Sohn eines ehem. Filialkantors in Poździenice, sammelte in seinem Freundes- und Bekanntenkreis in Lodz 5.000 Zł. Dem Kirchbaukomitee gehörten an: Oberfeldscher Rudolf Zielke, Bauunternehmer Edmund Krüger, die Arbeiter Gustav Fliegner und Adolf Krenz, die Wirte Karl Zachaei, H. Doberstein, Ferdinand Gah und August Grüning. In Zelow gab es zahlreiche Mischehen zwischen Deutschen und Tschechen, Polen und Tschechen. Das religiöse Bild war hier ziemlich bunt: außer Lutheranern waren vertreten eine tschechisch-reformierte Gemeinde (500 Familien), eine tschechische Freikirche (15 Familien), eine baptistische Parochie mit einer großen Kapelle (100 tschechische und 20 deutsche Familien), Pfingstler (10 deutsche und 5 tschechische Familien), ernste Bibelforscher (8 Familien, Tschechen und Deutsche).
Zum Filial gehörten 1938 1 Kirche in Zelow, 3 Bethäuser und 4 Friedhöf. Dem Filial gehörten 1938 1.600 Seelen an.
Im Jahr 1923 58 Taufen, 11 Trauungen und 38 Beerdigungen, sowie 826 Kommunikanten.
Quellen:
Kneifel, Eduard: Geschichte der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Niedermarschacht über Winsen an der Luhe 1962
Kneifel, Eduard: Die Pastoren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Eging, Niederbayern 1970
Kneifel, Eduard: Die evangelisch-augsburgischen Gemeinden in Polen 1555-1939, Vierkirchen über München 1971
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