Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Suwałki

Gemeinde Suwałki

Im Jahr 1793 wanderten aus wirtschaftlichen Gründen 40 masurisch-ostpreußische Familien in den Bezirk von Suwałki ein. Sie siedelten sich in dem 14 km von Suwałki entfernten Dorfe Chmielówka an. Der Kammerherr Stanisław Eismunt, selbst Protestant, gab den Kolonisten 3 Morgen Land litauischen Maßes zur Schule. Am 21. November 1793 schenkte König Stanisław August Poniatowski zum Unterhalt der zu bildenden Gemeinde in Chmielówka 3 Hufen Land litauischen Maßes, sowohl Ackerland als auch Wiesen. 1793 galt daher als das Gründungsjahr der Parochie zu Chiemlówka, die in Andreas Wilhelm Grabowski auch ihren ersten Pfarrer erhielt. Offiziell erfolgte die Gründung hier 1802. Am 1. Juli 1838 verlegte man den Pfarrsitz nach Suwałki, wo 1840 ein steinernes Pfarrhaus und 1841 eine massive Kirche erbaut wurden. Auf Andreas Wilhelm Grabowski folgte 1827 dessen Sohn Friedrich Wilhelm Grabowski. Die Gemeinde, in der zuletzt in polnischer Sprache amtiert wurde, zählte um 1867 3660 Seelen, wovon über 3000 polnischer und 600 deutscher Nationalität waren. Zu dieser Zeit bestanden in Suwałki und Przerośl Elementarschulen und in Chmielówka und Rutka Kantoratsschulen. Im Jahr 1842 organisierte sich das Filial Augustowo und 1844 das zu Sejny. Um 1867 betrug das Gehalt des Ortspastors 421 Rbl 50 Kop. jährlich, dazu noch 150 Rbl als Ertrag von 5 Hufen Pfarrland und Brennholz aus den Staatsforsten. Hinzu kamen noch die Einnahmen für Amtshandlungen.

Im Jahr 1923 gab es 564 Kontribuenten und im Jahr 1929 wurden 144 Taufen, 60 Konfirmanden, 30 Trauungen, 86 Todesfälle und 2400 Kommunikanten gezählt.
Am 1. September 1939 zählte die Kirchengemeinde über 4000 Seelen. Ihr letzter Pfarrer war Wilhelm Arthur Borkenhagen, der von 1924-1943 die Parochie versehen hat. Zu seiner Amtszeit wurden Kirche und Pfarrhaus renoviert sowie Friedhofskapellen in Suwałki, Chmielówka und Zielony Królewski errichtet. Bezeichnend für die guten finanziellen Verhältnisse der Gemeinde war die Tatsache, daß es nie ein festes Gehalt des Stelleninhabers gegeben hat. Dies hing mit dem Landbesitz der Pfarrei zusammen. Diese verfügte nicht nur über eine Kirche und ein Pfarrhaus mit Wirtschaftsgebäuden sondern in Chmielowka über ein Vorwerk ohne Wirtschaftsgebäude von 149 Morgen. Nach 1945 blieben nur 500 Gemeindeglieder in ihren Wohnorten zurück. Alle übrigen verließen ihre Heimat, weil sie im Besitz der Deutschen Volksliste (auch der Ortspastor) waren und deswegen Repressalien polnischerseits wegen Volksverrats (als Polen) befürchteten. Die Nachkriegszeit zerstreute sie in der ganzen Welt. Die nach 1945 den Evangelischen enteignete Kirche in Suwałki wurde ihnen 1952 wieder zurückgegeben.

Filial Augustow

Das Filial wurde 1842 ins Leben gerufen und im gleichen Jahr mit einer hölzernen Kirche mitsamt einem Morgen Land ausgestattet. Die Geldmittel zum Kirchbau erhielt die Filialgemeinde durch eine ihr von der Regierung gewährte Entschädigung für erlittene Verluste im Revolutionsjahr 1830 (ausgebranntes Gemeindemagazin). Augustów wurde von Suwałki aus administriert. Im Filial — es war klein und besaß keine Entwicklungsmöglichkeiten — gab es keine evangelischen Schulen. Für dessen Verwaltung erhielt der Pastor 60 Rbl jährlich Gehalt und die anfallenden Stolgebühren.
Im Jahr 1880 wurden 478 Seelen in 134 Familien gezählt, im Jahr 1938 waren es 250. Im Jahr 1923 zählte das Filial 8 Taufen, 4 deutsche und 4 polnische, 3 Trauungen (poln.), 5 Todesfälle, 102 deutsche und 90 polnische Kommunikanten.

Filial Sejny

Das Filial organisierte sich im Jahr 1844. Es erhielt von der russischen Kaiserin Alexandra Feodorowna als Geschenk 500 Rbl und konnte später ein steinernes Bethaus, zwei Holzhäuser und 1,5 Morgen Gartenland erwerben. Die im eigenen Gebäude lozierte Elementarschule besuchten um 1867 nur 8 evangelische Kinder. Die Zahl der römisch-katholischen u.a. wurde nicht genannt. Die Zahl der evangelischen Deutschen betrug zwei Drittel und die der evangelischen Polen ein Drittel, d. h. im Jahr 1880 bei einer Seelenzahl von 721 (151 Familien) 480 Deutsche und 241 Polen, dazu noch eine Anzahl evangelischer Litauer. Die Verwaltung des Filials hatte der jeweilige Pastor von Suwałki inne, der dafür 75 Rbl Gehalt jährlich und Stolgebühren erhielt.
Im Jahr 1923 zählte das Filial 16 Taufen, 14 deutsche und 2 polnische, 4 Trauungen, davon 1 polnische, 7 Todesfälle, 250 deutsche (1913: 483) und 63 polnische (1913: 140) Kommunikanten. Im Jahr 1938 wurden 400 Seelen gezählt.

Quellen:
Kneifel, Eduard: Geschichte der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Niedermarschacht über Winsen an der Luhe 1962
Kneifel, Eduard: Die Pastoren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Eging, Niederbayern 1970
Kneifel, Eduard: Die evangelisch-augsburgischen Gemeinden in Polen 1555-1939, Vierkirchen über München 1971


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Evangelische Kirchengemeinde Suwałki

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