Die Siedlungsbewegung des 18. Jahrhunderts führte zur Gründung zahlreicher evangelischer Dörfer in der näheren und weiteren Umgegend von Lipno.
Im Jahr 1793 schlossen sie sich zur Gemeinde mit dem Pfarrsitz in dem 1,5 km südlich von Lipno gelegenen Białowieżyn zusammen und beriefen zu ihrem ersten Prediger Johann Gottlieb Maske. Nur sechs Jahre hielt er in den für ihn schwierigen und kärglichen Verhältnissen aus.
Am 24. September 1799 verfügte die preußische Kammer zu Płock die Verlegung des Pfarrsitzes nach Lipno. Wann die Kirche erbaut wurde ist unklar, entweder 1800 oder mehrere Jahre später, wobei die Einweihung am 04. Mai 1806 erfolgt sein soll. In diesem Jahr benutzten sie die Franzosen als Kriegsmagazin.
In der Zeit zwischen 1841-1850 nahmen örtliche Gutsbesitzer das den Kolonisten zur Urbarmachung verpachtete Land wieder weg, wie z. B. in Grabiny u. a. und gaben es entweder an polnisch-katholische Siedler weiter oder behielten es für sich selbst zur Nutzung Durch den Entzug der Pachtstellen wurden die Kolonisten faktisch ausgewiesen, mußten neues Land erkunden und sich in anderen Gemeinden niederlassen. Dies wiederum bewirkte den Rückgang der Eingepfarrten, so von 5.000 im Jahr 1841 auf etwas über 4.000 nach einem Jahrzehnt.
Im Jahr 1858 wurden die Kantorate Łęg (Witoszyn), Bogucin und Fabianki von der Parochie Ossówka getrennt und an Lipno angegliedert. Dafür erhielt Ossówka die zu ihm näher gelegenen Siedlungen Brzeźno, Sumin, Morgowo und Lubinek. Durch diesen Austausch verlor die Parochie Lipno 100 Familien. Da die Kirche inzwischen brüchig geworden war und einzustürzen drohte, beschloß das Kirchenkollegium die Errichtung eines neuen Gotteshauses. Die neue Kirche wurde am 08. Dezember 1868 von Pfr. Eduard Stiller, Ozorkow, eingeweiht. Dank eines Vermächtnisses der Frau Karoline Kroengel geb. Schmidt konnte 1852 eine große Glocke von der Warschauer Firma Petersilge bezogen werden und 1864 eine zweite von der gleichen Glockengießerei durch eine Schenkung der Eheleute Glitzke in Lipno.
Der Lipnoer Friedhof, 5 Morgen und 289 Ruten groß, wurde umfriedet und in Ordnung gebracht. Zu Pfr. Johann Buses Amtszeit von 1883-1895 unterzog man die Kirche einer gründlichen Renovierung und zu der Pfr. Adolf Heinrich Rondthalers (1906-1913) setzte man den vom Einsturz bedrohten Kirchturm instand. Das in Barany 1870/71 erstellte Schul- und Bethaus brannte im Jahr 1909 ab. 1910 wurde ein neues massives erbaut. über zwei Jahrzehnte, mit Unterbrechung im Zweiten Weltkrieg, wirkte in Lipno Pastor Erich Ludwig Gustav Buse. 1924 wurde in Makowiec an Stelle des 1914 niedergebrannten Schulhauses eine neue Schule mit einem Bethaus errichtet. Elzanowo verlor durch Brandstiftung sein Schul- und Bethaus und erbaute durch Pfr. Buses Initiative für das 80 lutherische Familien zählende Kantorat ein großes privates Schulhaus, das auch als Betsaal benutzt wurde. Miodusy hatte ein Kirchlein und ein stattliches Schulhaus. Das Kantorat zählte 53 deutsch-evangelische Familien und vorläufiger Kantor war 1938 der Wirt Schmade. In Barany waren 110 evang. Familien ansässig. Im Jahr 1929 erweiterte man den Friedhof in Lipno. Ferner bezog man drei Bronzeglocken von der Firma Schilling, Apolda, im Jahr 1931 wurden Kirche und Orgel instandgesetzt.
Im Jahr 1929 wurden 310 Taufen, 130 Konfirmationen und 82 Trauungen durchgeführt, es gab 234 Todesfälle und 4.010 Kommunikanten.
Im Jahr 1934 unterhielt die Gemeinde 5 Kantorate sowie 19 Friedhöfe, sie betrieb 9 Schulen mit evangelischen Lehrern und ihr gehörten rund 8.000 Seelen an. Im Jahr 1939 waren es 6.500 Seelen.
Am 13. Oktober 1968 wurde in Lipno das 100jährige Kirchweihjubiläum begangen.
Quellen:
Kneifel, Eduard: Geschichte der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Niedermarschacht über Winsen an der Luhe 1962
Kneifel, Eduard: Die Pastoren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Eging, Niederbayern 1970
Kneifel, Eduard: Die evangelisch-augsburgischen Gemeinden in Polen 1555-1939, Vierkirchen über München 1971
Lange, Otto: Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde in Lipno 1793-1933, in Volksfreund-Kalender 1934, Seiten 83-93
