Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Chodecz

Im Jahr 1779 wurde durch den Przedeczer Starosten Jakob Sigismund Kretkowski das deutsche Dorf Psary Holl. gegründet. Zu preußischer Zeit nach 1795 wurde ein Teil der zu den Starosteien Kowal und Przedecz gehörenden Waldungen gerodet und mit deutschen Kolonisten besiedelt. Am 3. Mai 1797 schenkte der preußische König Friedrich Wilhelm III. das „Grodztwo Kowal‟ dem Grafen von Lüttichau. Bald wanderten auch evang. Handwerker, Tuchmacher und Färber in die Städte Kowal und Chodecz ein. Die Siedler stammten aus dem Posenschen, Westpreußen, Württemberg, Rheinland und Elsaß. So kamen nach Augustopol bei dem Städtchen Dąbrowice elsässische Einwanderer, die noch jahrzehntelang französische Untertanen waren.
Im Jahr 1800 bildete sich die Gemeinde Kowal, die die Siedlungen der späteren Parochien Chodecz und Przedecz umfaßte. Man projektierte hier erfolglos den Bau einer Kirche. Die Gottesdienste wurden daher in Privathäusern gehalten. Sein Gehalt erhielt Pastor Präßhardt er von der preußischen Regierung. Sein Nachfolger, Karl Andreas Wilhelm Freymark, verlegte seinen Wohnsitz nach Chodecz. Um die endgültige Wahl des Pfarrortes bewarben sich außer Chodecz noch Kowal und Lubień, die drei verschiedenen Besitzern gehörten.

Der Grundbesitzer von Chodecz, Oberst von Lipski, schuf 1815/16 vollendete Tatsachen. Er errichtete mit Hilfe der evangelischen Stadt- und Landbevölkerung eine steinerne Kirche und ein Pfarrhaus. Beide Gebäude wurden jedoch schnell und schlecht ausgeführt, so daß der Turm, der einzustürzen drohte, bereits 1828 abgebrochen werden mußte. Auf Grund der Legate vom 2. Juli 1812, 1816 und 15. März sowie 29. August 1827 erhielt die Gemeinde 6 Morgen Ackerland, 2 Morgen Garten für den Pastor, 2 Morgen Wiese und 20 Kubikfaden Brennholz jährlich. Im Jahr 1837 wurde Kowal zum Filial von Chodecz erhoben. Da gegen das Filial von allen Seiten protestierte wurde verfügte das Konsistorium am 20. Oktober 1856 dessen Auflösung. Pastor Georg Heinrich Ortmanns Amtszeit (1817-1849) war u.a. gekennzeichnet durch die Zeit des polnischen Aufstandes 1830/31, den Wegzug zahlreicher Weber und Tuchmacher nach Lodz und Tomaschow, was zu einer gewissen Verarmung und finanziellen Schwächung der Parochie führte. Unter seinem Nachfolger Adolf Bernhard Menzmann stieg die Seelenzahl beträchtlich von 118 Geburten im Jahr 1850 auf 255 Geburten im Jahr 1866. Der Grund hierfür lag darin, daß nach 1860 ehem. preußische Gutsbesitzer im Bereich der Chodeczer Gemeinde Güter erwarben und evangelische Landarbeiter aus dem Posenschen holten. Am 20. Juni 1860 teilte das Konsistorium die Zuckerfabrik Ostrowy mit ihren evang. Angestellten und Arbeitern der Parochie zu, die vordem in das Filial Kutno eingegliedert war.
In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts ebbte die Auswanderungsbewegung nach dem Lubliner Lande und Wolhynien ab.

Im Jahr 1858 kaufte das Kirchenkollegium ein Nachbarhaus zum Pastorat und verwendete das frühere als Schullokal, später als Konfirmandensaal sowie Wohnung für Kantor und Küster. Am 4. Dezember 1881 beschloß die Gemeindeversammlung, ein neues massives Pfarrhaus zu errichten. Pastor Armin Paisert erbaute eine neue Kirche die am 12. November 1911 eingeweiht wurde. Bereits im Jahr 1903 beschaffte die Pfarrei eine neue Orgel; die alte hatte in den 70er Jahren Gräfin von Lüttichau gestiftet.
Im Jahr 1927 versetzte das Konsistorium Pastor Adolf Löffler von Konin noch Chodecz. Drei von der Danziger Werft bezogene Glocken wurden am 29. Mai I930 eingeweiht. Aus Anlaß des Umbaues der Orgel fand am 29. Juni 1935 ein Orgelfest statt.

Noch um 1867 waren im Kirchspiel insgesamt 5 Schulen mit 5 Lehrern und 309 Kindern vorhanden. Nach 1938 verlor die Gemeinde sämtliche deutschen Schulen, so in Chodecz, Kowal, Łanięta (gegr. 1790), Psary (1779), Augustopol und in der Zuckerfabrik Ostrowy. Trotzdem die Gemeindeglieder in über 180 Ortschaften verstreut lebten, waren die Gottesdienste, Bibelstunden und Hausversammlungen gut besucht und die Zahl der Kommunikanten (1 600 jährlich, 900 Frauen und 700 Männer) beachtlich. Außer Chodecz waren noch religiöse Predigtplätze in Józefki, Psary, Durlaty, Golskie Hol., Łanięta, Gawin, Kowal, Lubraniec und Ostrowy. Als letzter Pastor in Chodecz wirkte Ernst Ludwig († 1967).

 

 

Quellen:
Kneifel, Eduard: Geschichte der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Niedermarschacht über Winsen an der Luhe 1962
Kneifel, Eduard: Die Pastoren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Eging, Niederbayern 1970
Kneifel, Eduard: Die evangelisch-augsburgischen Gemeinden in Polen 1555-1939, Vierkirchen über München 1971


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Evangelische Kirchengemeinde Chodecz

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