Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Gostynin

In der Zeit ab 1770 siedelten sich in der Gegend von Gostynin deutsch-evangelische Kolonisten an. Nach 1818 wanderten in Gostynin Tuchmacher aus dem Posenschen und Westpreußen ein, was zur Gründung der sogenannten Neustadt führte.
In den Jahren 1824/25 wurden die Kirche und ein hölzernes Pfarrhaus errichten. Als Bauplatz schenkte die Regierung einen westlich der Stadt gelegenen, künstlich aufgeschütteten Hügel mit einer Burgruine, deren Steine man zum Teil bei der Errichtung des Gotteshauses verwendete.

Zum ersten Pastor berief man Karl Wilhelm Pastenaci, den Johann Georg Seegemund ablöste. Da er der polnischen Revolutionsregierung den Treueid verweigerte und mit seiner Verhaftung rechnen mußte, flüchtete er über die preußische Grenze. Bald wütete auch in der Kirchengemeinde die Cholera, der allein in der Stadt 160 Evangelische zum Opfer fielen. Sein Nachfolger wurde Ludwig Otto Ehlers, ein sehr aktiver Pastor. Nachkommen der von ihm getauften Juden lebten noch bis 1939 in der Gemeinde.Im Jahre 1843, zur Amtszeit Pastor Cottas, trennte sich eine Anzahl von Kolonien von Gostynin und bildete die Parochie Nowa Wieś, die von Płock verwaltet wurde. Von 1876-1896 war Gostynin vakant. Durch die Auswanderung nach Wolhynien ging die Zahl der Eingepfarrten zurück. Während der Vakanz wurde im Jahr 1883 ein neues Pfarrhaus gebaut, das 1918 durch einen Neubau vergrößert wurde. Verglichen mit seinen Vorgängern amtierte Pastor Philipp Schmidt am längsten in Gostynin. Außer seinem Pfarrdienst wirkte er als Direktor des polnischen Gymnasiums im Ort und als Vorsitzender des polnischen Kreisschulrates. Am 11. September 1925 feierte die Gemeinde das Fest ihres 100jährigen Bestehens und der Einweihung ihrer Kirche. Aus diesem Anlaß wurde das Gotteshaus mitsamt allen kirchlichen Gebäuden renoviert. Von den früheren deutsch-evangelischen Schulen blieb nach 1918 nichts mehr übrig. Den letzten Gostyniner Kantor Oskar Scharfenberg, der nach 1945 in Eisenberg, Thüringen, im Alter von 86 Jahren starb, beerdigte Otto Lipski, der letzte deutsche Pastor in Gostynin. Die Patenschaft über die ehemaligen Gostyniner übernahm im Jahr 1966 die Stadt Langenfeld (Rhld.).

 

 

Quellen:
Kneifel, Eduard: Geschichte der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Niedermarschacht über Winsen an der Luhe 1962
Kneifel, Eduard: Die Pastoren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Eging, Niederbayern 1970
Kneifel, Eduard: Die evangelisch-augsburgischen Gemeinden in Polen 1555-1939, Vierkirchen über München 1971
Nasarski, Peter (Bearb.): Von der Weichsel an den Rhein (Gostynin-Langenfeld), Troisdorf (Rhld.) 1966


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Evangelische Kirchengemeinde Gostynin

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