Im J. 1782 wurde auf den Gütern des Besitzers von Sobiesenki (Sobiesęki) und Stok Martin Wągrowski die Siedlung Marcinów oder, wie man sie später nannte, Sobiesęker Hauland (Stoker und Piegonisker Hauland) gegründet. Die Kolonisten bereiste dreimal im Jahr Pastor Callmann aus Stawiszyn. Inzwischen errichteten sie in Sobiesęki ein Bethaus und ließen es am 13. April 1796 einweihen. Im Jahr 1808 ermöglichte der Gutsbesitzer von Iwanowice Wężyk den dortigen evangelischen Siedlern den Bau eines hölzernen Bethauses in der Nähe des gleichnamigen Städtchens. Zu ihrem Pastor beriefen sie Gottfried Felke, der aber die Pfarrstelle schon 1812 aufgab. Im Jahr 1817 wurde das Bethaus bei Iwanowice durch Blitzschlag zerstört, so daß die Kolonisten ihre Gottesdienste im Hause eines gewissen Jekel hielten, um so mehr als sie das Bethaus in Sobiesęki nicht benutzten.
Am 2. Januar 1809 verkaufte der Gutsbesitzer Wężyk an weitere 37 Ansiedler, darunter auch röm.-kath. Bekenntnisses, 21 Hufen Land. Sie stammten aus dem Posener Lande und Schlesien. Der Plan des Dominiums von Iwanowice, hier ein evang. Kirchensystem einzurichten und ein Gotteshaus zu erbauen, konnte nicht realisiert werden, weil sich dafür nur die Evangelischen von Iwanowice und Joanka eingesetzt hatten. Bei der Beratung am 20. Oktober 1818 erklärte sich Stanislaw Węgrowski bereit, ein Pfarrhaus mitsamt den Wirtschaftsgebäuden zu errichten, auch eine Hufe Ackerland Kulmer Maßes zu geben. Der Kalischer Superintendent Sienell erklärte nur Sobiesęki, das bereits am 23. Septemer 1813 von den Landesbehörden bestätigt worden war, könne Pfarr- und Kirchenort sein. Zum Schluß der Beratung konstituierte sich das erste Kirchenkollegium. Das Projekt der Parochialgründung bestätigte die Regierungskommission am 17. März 1819, worauf dann am 11. August 1821 Martin und Andreas Wągrowski, die Besitzer von Sobiesęki, das der evangelischen Kirchengemeinde versprochene Land hypothekarisch verschrieben haben. Durch den Weggang des Pfarrers Friedrich Haupt von Sobiesęki nach Węgrów und die Übersiedlung des Pastors Haase von Iwanowice nach Sobiesęki noch in demselben Jahr nahmen die dauernden Spannungen und Auseinandersetzungen zwischen Iwanowice und Sobiesęki ein Ende. Pfr. Ostydło wurde 1834 wegen geistiger Störung entlassen. Von Pastor Rother, der aus Petrikau Trybunalski gekommen war, starb 1847 nach kurzer Tätigkeit an Typhus. Pfarrer Ehrentraut, von Przedecz nach Sobiesęki versetzt, schied 1857 wegen einer schweren Krankheit aus seinem Amt und starb bald darauf in Kalisch.
Daß die Parochie unter den Krankheiten der Pastoren in ihrer religiösen Versorgung jahrelang selbst gelitten hatte, braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden. Im Jahre 1855 übernahm die Pfarrstelle Eduard Fiedler. 1859 wurde das Pastorat erweitert und 1860 die baufällige Kirche instand gesetzt. Im Oktober 1871 setzte das Konsistorium Pfarrer Gerth ab. Inzwischen waren Kirche und Pfarrhaus derart baufällig geworden, daß sie 1880 versiegelt werden mußten.
Der auswärtige Administrator, Pastor Schultz aus Prażuchy, bewog die Eingepfarrten auf der Gemeindeversammlung vom 29. Juni 1882: 1. zum Bau einer neuen Kirche und eines neuen Pfarrhauses; 2. zur Selbstbesteuerung mit je 3 Rubel vom Morgen, zahlbar in drei Raten; 3. zur Wahl eines Baukomitees; 4. zur Erhöhung des Pfarrgehaltes von 300 Rubel auf 450 Rubel jährlich; 5. zur Erhöhung der Gebühren für Amtshandlungen. Um selbst mit gutem Beispiel voranzugehen, verzichtete Pastor Schultz auf alle Einnahmen von der Verwaltung der Sobiesenker Gemeinde. Außerdem war es ihm gelungen, Pfarrer Kaspar Mikulski für die Übernahme der Pfarrstelle ab dem 1. Oktober 1881 zu gewinnen.
Im Jahre 1882 wurde das Pfarrhaus und 1882-1884 die Kirche erbaut. Durch den Kirch- und Pfarrhausbau machte sich Pastor Mikulski um Sobiesęki sehr verdient. Zur Zeit des Pfarrers Hermann Knothe erwarb die Parochie von der Lodzer St.-Trinitatis-Gemeinde eine gebrauchte Orgel. In den Jahren 1903-1909 wurde die Inneneinrichtung der Kirche angeschafft.
Am 27. September 1908 feierte die Parochie ihr 100jähriges Jubiläum. Von 1909-1923 amtierte hier Pfarrer Mergel, der wegen eines schweren Augenleidens vorzeitig in den Ruhestand treten mußte. Von 1930 war Pastor Viktor Maczewski tätig. Am 29. September 1933 beging die Gemeinde ihr 5ojähriges Kirchweihjubiläum und schaffte zwei Glocken an. Am 1. November 1933 fand die Einweihung der Kapelle in Przystajnia statt.
Quellen:
Frantz, Jürgen und Pechner, Dieter: Die Entscheidung zur Gründung der evangelisch-augsburgischen Kirchengemeinde Sobiesęki im Jahr 1818, in ZOFG 61. Jahrgang (2013), S. 129 ff
Kneifel, Eduard: Geschichte der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Niedermarschacht über Winsen an der Luhe 1962
Kneifel, Eduard: Die Pastoren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Eging, Niederbayern 1970
Kneifel, Eduard: Die evangelisch-augsburgischen Gemeinden in Polen 1555-1939, Vierkirchen über München 1971
